Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231(6): 631-635
DOI: 10.1055/s-0033-1351060
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachbehandlung nach nicht penetrierender Glaukomchirurgie: die Goniopunktion

Post-Surgical Treatment after Non-Penetrating Glaucoma Surgery: The Goniopuncture
C. Gesser
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
M. Klemm
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
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Publication History

eingereicht 30 September 2013

akzeptiert 14 October 2013

Publication Date:
10 December 2013 (online)

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Zusammenfassung

Nicht penetrierende drucksenkende Eingriffe wurden als Alternative zur Trabekulektomie entwickelt, da diese durch die fehlende Vorderkammereröffnung ein deutlich geringeres Nebenwirkungsprofil versprechen. Bei dem häufigsten nicht penetrierenden Eingriff, der tiefen Sklerektomie, wird unter einem oberflächlichen Skleradeckel ein tiefer Skleradeckel präpariert. Dabei wird der Schlemm-Kanal entdacht und es entsteht ein Trabekulodescemetʼsches Fenster, durch das Kammerwasser unter den Skleradeckel und die Bindehaut sickert. Steigt im postoperativen Verlauf der Augeninnendruck erneut an, kann dies auf einen zu hohen Abflusswiderstand im Bereich des Trabekulodescemetʼschen Fensters zurückzuführen sein. Der erhöhte Abflusswiderstand kann durch die Goniopunktion, die bei den meisten Operateuren bei über 50 % der operierten Augen durchgeführt wird, gesenkt werden. Bei dem Standardverfahren werden mit einem Nd : YAG-Laser der Wellenlänge 1064 nm Mikroperforationen im Trabekulodescemetʼschen Fenster erzeugt. In seltenen Fällen kann es als Komplikation der Goniopunktion zu einer Irisinkarzeration in das Trabekulodescemetʼsche Fenster kommen. Erste Studien zeigen, dass eine Goniopunktion mit einem frequenzverdoppelten 532 nm Nd : YAG-Laser (SLT) ähnlich effektiv ist und eventuell diese Komplikation verhindern kann. Bei der Viskokanalostomie und der Kanaloplastik erfolgt die Senkung des intraokularen Druckes primär durch eine Verbesserung des Kammerwasserabflusses durch den Schlemm-Kanal in die episkleralen Venen. Primär wird keine Ausbildung eines Sickerkissens angestrebt. Die Goniopunktion kann nach diesen Verfahren erfolgreich angewendet werden, auch wenn dies in der Praxis seltener geschieht als bei der tiefen Sklerektomie. Zusammenfassend ist das Mittel der Wahl zur Senkung des Augeninnendrucks nach nicht penetrierender Glaukomoperation die Goniopunktion. Diese sollte vor einem erneuten Ansetzen von drucksenkenden Augentropfen erfolgen.

Abstract

Non-penetrating glaucoma surgery was primarily developed as an alternative to the widely applied trabeculectomy. Since the anterior chamber in non-penetrating surgery is not directly opened, common postoperative complications such as hypotony are rare. The most frequently applied technique in this group is the deep sclerectomy. After having prepared a superficial scleral flap a deeper scleral flap is performed and excised unroofing Schlemmʼs canal. The trabecular meshwork is then peeled leaving a residual trabeculodescemet membrane. As a consequence aqueous humour diffuses via the trabeculodescemet membrane under the scleral flap and subsequently under the conjunctiva. One of the reasons for a postoperatively high IOP is seen in the resistance of the residual trabculodescemet membrane. A solution to this problem lies in its puncture, the so-called goniopuncture. Goniopunctures are done in approximately 50 % of cases after deep sclerectomy and are also applied in cases of canaloplasty and viscocanaloplasty. Usually a 1064 nm Nd : YAG laser is used. A potential risk of iris incarceration is described. Two studies have shown that an equally IOP lowering effect can be achieved by treating the trabeculodescemet membrane with a frequency-doubled 532 nm Nd : YAG laser (SLT). No complications were detected in those cases. In conclusion, goniopuncture should be considered as the first line treatment for postoperative IOP increase in cases of non-penetrating glaucoma surgery. It should therefore be preferred to a (re)start of topical treatment.